200 Jahre Vernunftkritik

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Zur Wandlung des Rationalitätsproblems seit Kant.
2., durchgesehene Auflage. Balloni-Verlag: Köln 1981. 220 Seiten
ISBN 3 - 922933 - 01 - 7

Der Text gibt die Vorlesung im Wintersemester 1980/81 an der Universität zu Köln wieder. Titelblattzeichnung vom Verfasser.

Inhalt

 
  • Kants Kritizismus und der Deutsche Idealismus
    (Kopernikus - Kant - Hegel)
  • Nietzsches Biologismus der Vernunft und die Evolutionäre Erkenntnistheorie
    (Darwin - Nietzsche - Lorenz)
  • Rationalität und Realitätsflucht
    (Kuhn - Feyerabend - Castaneda)

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Anlaß 1981: 200 Jahre "Kritik der reinen Vernunft"

Kant erklärte 1781 in seiner Kritik der reinen Vernunft, daß unsere Wirklichkeitserfahrung das Ergebnis von Antworten sei, zu denen wir die Natur durch unsere Fragen gezwungen hätten. Diese Fragen seien rational kalkulierte Experimente. Sie zielten auf herstellbare, also beherrschbare Objektivität. Eben diese ist aber dann nach Kant bloße Erscheinungswelt! In ihr bildet auch der Mensch nur ein determiniertes und vorübergehendes Ereignis.

Diese Einschränkung unserer wissenschaftlichen Erfahrungen auf die Erscheinungswelt läßt aber den Gedanken einer Welt der "Dinge an sich" zu, in der die Menschen frei und unsterblich sein könnten. Allerdings denkt so nur jemand, der Interesse an Freiheit und Unsterblichkeit hat. Kant hatte es! Ging es verloren? - Ohne dieses metaphysische Interesse nämlich bedeutet Kants Unterscheidung von Erscheinungswelt und "Dingen an sich" lediglich eine Relativierung menschlicher Wirklichkeitserfahrung auf bestimmte Sprachspiele und Lebensformen. (Unser Sprachspiel können wir durch diese Reflexion allerdings nicht verlassen!) Oder sie bedeutet eine Relativierung der Wirklichkeitserfahrung auf unseren "Weltbild-Apparat", so wie er sich im Laufe der Evolution der Lebewesen und des Menschen entwickelt hat. (Durch Anpassung an die nun von ihm selbst erkannte Wirklichkeit?) - Und mit Kants Interesse?

Können wir sein Interesse nicht mit unserer Erfahrung der Entfremdung und Naturzerstörung verbinden, also mit unserem Interesse an Alternativen zum "rationalisierten" Lebenszusammenhang unserer Gesellschaft? - Führt ein Weg von Kant zu Castaneda?

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