Materialien 4
Kritik der Evolutionstheorie

1. Zur Darwin-Formel survival of the fittest

Löwen, Piranhas und Pfeilgiftfrösche überleben mit Handikaps. Die Löwen haben sich nicht zu allmächtigen Killern hochentwickelt. Sind z.B. nicht schneller als Antilope, Gnu und Zebra, von denen sie leben. Wären sie es, hätten sie ihre Beutetiere zum Aussterben gebracht und sich selbst. Die Piranhas sind langsamer als ihre Beutetiere. Sie erjagen durch den Kesselschlachttrick genug, aber nicht zuviel. Die Giftfrösche, die praktisch ohne Feinde sind, würden auf die Dauer nicht überleben, wären sie nicht so unfit, dass die Weibchen nur zwei statt zehntausend Eier pro Saison zu Aufzucht bringen. Die Lebenstüchtigkeit einer Art ist erst dann optimal, wenn ihre Individuen partiell untüchtig sind. Z.B. das Myxomatose-Virus. Aus seiner Sicht ist es ein Nachteil, so tüchtig zu sein, das Opfer umzubringen. Schwächere Errege überleben zusammen mit den infizierten Kaninchen. Die kräftigeren schaufeln sich selbst ihr Grab.

2. Anmerkung zum Begriff der Anpassung (to fit = passen)

Jay Gould studierte jahrelang eine Gruppe von Landschnecken, die auf den Karibischen Inseln in mehr als 600 Variationen in Form und Färbung vorkommt. Er meint: All diese Formen haben überhaupt nichts mit Anpassung zu tun. Ihr Ursprung liegt vielmehr in inneren Entwicklungsgesetzen organischer Architektur. Die Schnecken wachsen nach einer vorgegebenen Anzahl von Plänen, nach denen sie wachsen können.

3. Notizen aus I. Eisenstein (Ramat-Gan)

Ist die Evolutionstheorie wissenschaftlich gerechtfertigt? (Philosophia naturalis 1975, S.241-292 und S.404-445)

a) Fünf Klassen empirischer Tatbestände stützen die Evolutionstheorie: die stufenmäßige Ähnlichkeit der Organismen (wie bei Verwandten spricht das für eine gemeinsame Abstammung); die Variabilität der Arten (so wie es Varietäten in einer Art gibt, so mögen sich über lange Zeiträume auch tiefgreifende, zu neuen Arten führende Veränderungen ergeben haben); die fossilen Funde (z.B. die Equidenreihe, die Reihe der möglichen Vorfahren heutiger Pferde); die größere Ähnlichkeit der Individuen verschiedener Tierklassen im Embryonalstadium im Vergleich mit denselben im ausgewachsenen Zustand (Wiederholung früherer Entwicklungsstufen  in der Embryonalentwicklung); die rudimentären Organe (Relikte früher funktionstüchtiger Organe). Schwer vereinbar mit der Evolutionstheorie sind vor allem zwei Tatsachen: Das gleichzeitige Bestehen der verschiedensten Formen des Lebens (von der Amöbe bis zum Menschen); die nicht gegebene Artenmischung trotz steter Artenwandlung.

b) Anmerkung zu den fossilen Funden bzw. zur Paläontologie: Bei der erwähnten Equidenreihe handelt es sich nicht um einen echten Stammbaum, sondern um getrennte und patrallele Zweige, die ohne Nachkommen zu hinterlassen erloschen sind. Es fehlen Bindeglieder zwischen den höheren systematischen Einheiten (kein Übergang von den Hohltieren zu den Würmern, oder Stachelhäutern, den Weichtieren zu den Gliederfüßlern, oder von diesen zu den Wirbeltieren. (Der Urvogel Archäopteryx hat bereits richtige Federn, ist kein Reptil mit Schuppenkleid. Das Schnabeltier, ein lebendes ´Übergangstier´ mit Merkmalen von Reptilien und Vögeln, lässt keine Tendenz zu weiterer Entwicklung erkennen Richtung Säuger oder Vögel. Hierzu Zillmer, a.a.O. S.264. Es ist kein Übergangstier, vielmehr so fertig und ausgeprägt wie jeder andere Tiertypus. Auch die sog. Urtiere, Knochenfisch ider Quastenflossler seit 300 Mill. Jahren. Die Auster gibt es schon seit mind. 150 Mill. Jahren in unveränderter Gestalt und schmeckt höchstwahrscheinlich heute so wie früher.) Nichts vermag uns die Paläontolie zu sagen über die Parasiten, vermeintlich primitivere Tiere als ihre höher und später entwickelte Wirte, ohne die sie nicht leben können, also auch nicht vor ihnen bestanden haben können.

c) Zum Artbegriff. Die morphologische Definition: Ein Art (Species) bilden Individuen, die, abgesehen von geschlechtsbedingten Unterschieden auf korrespondierenden Entwicklungsstufen in allen wesentlichen Merkmalen (aber was sind die?) übereinstimmen. Ausnahme: polymorphe Arten mit verschiedenen asexuellen Individualtypen (z.B. Bienen). Die genetische Definition: Artindividuen bilden einen genetischen Zusammenhang. Ein Individuum geht nur aus Individuen derselben Art hervor und kann auch nur seinesgleichen zeugen. Ausnahme: Artbastarde, die aber steril sind.

Anmerkung: Die elterlichen Individuen brauchen bei gewissen Tierarten zwecks Fortpflanzung nicht miteinander in Berührung zu kommen. Zeugung und Fortpflanzung stehen in einem höheren überindividuellen Zusammenhang. Individuen sind Verwalter des Erbgutes ihrer Art. A. Weismann: Soma und Keimplasma getrennt!

Fortpflanzung ist Gattungsangelegenheit, siehe Termiten. Artorganismus! Auch beim Menschen. Liebe ist eigentlich Gattungsliebe. Das geliebte Individuen wird im Zustand der Verliebtheit idealisiert, wird zum Musterbild, zum Repräsentanten der Gattung erhoben. Dämonie des Begattungstriebes. Der elementare Lebenswille der Gattung bricht durch. Vgl. Schopenhauer: Der Wille, das Ding an sich, der Zeugungswille, Wille zum Leben.

4. Hinweis auf Entwicklungsetappen geschlechtlicher Äußerungsformen

- nach Werner Kemper, Die Störungen der Liebesfähigkeit beim Weibe. Zur Klinik, Biologie und Psychologie der Geschlechtsfunktion und des Orgasmus. WB, Darmstadt 1975, bes. S.108 ff.

Bei der Befruchtung draußen im Wasser (der Frühform geschlechtlicher Fortpflanzung, beobachtbar heute noch bei Fischen, auch dem sich seit Urzeiten erhaltenen Knochenfisch) geben die männlichen und die weiblichen Elterntiere ihre Geschlechtsprodukte nach außen unter konvulsischen Zuckungen ab: Die Frühform männlichen und weiblichen Orgasmus ist noch identisch. Mit dem Übergang zur inneren Befruchtung treten beim Weibchen Geschlechtakt und Eiausstoßung (zu der ursprünglich der Orgasmus gehörte) zeitlich auseinander. Beim Säugetier, wenn das Fruchtwachstum statt im Ei im Mutterleib erfolgt, bleibt anatomisch-physiologisch keine Möglichkeit mehr für jene ursprüngliche Eiausstoßungserregung orgastischer Art. Der Orgasmus des Weibchens (der Frau) beim Geschlechtsakt hat mit der Ausstoßungserregung, wie sie beim Mann seit Knochenfischzeiten erhalten blieb, nichts mehr zu tun, er ist ein Späterwerb (oder Neuerwerb, wie die Vagina selbst mit ihrer Mehrfachfunktion als Begattungsorgan und Geburtskanal) und leichter störbar als der Jahrmillionen alte primäre Orgasmus des Mannes.

5. Zur Entstehung der Arten

Das Zusammenwirken der drei Faktoren Mutation, Selektion, Isolation (Restabilisierung) sind nach Darwinistischer Auffassung dafür verantwortlich. Frage: Woher und warum die Formenmannigfaltigkeit der marinen Tierwelt im Kontrast zur Eintönigkeit des Milieus. Es bestand für die ursprünglichen Bewohner keine Notwendigkeit zu adaptiven Veränderungen. Dass das Evolutionsprinzip nur beschränkte Gültigkeit hat, beweist die Formenarmut der Fauna und Flora des australischen Kontinents, der sich vor ca. 80 Millionen Jahren vom asiatischen Festland trennte. Während dieser Zeit haben sich in Asien alle Ordnungen der Säugertiere entfaltet. In Australien, wo die Entwicklung getrennt und unabhängig von der übrigen Tierwelt vor sich ging, führte die Entwicklung der Säuger über Beutel- und Schnabeltiere nicht hinaus. In Australien entstanden also keineswegs völlig andere Tierarten, sieht man vielleicht vom Känguru ab. Allerdings entstanden (im Ausgang von der Beutelmaus) Beutelversionen (marsupiale Versionen) unserer plazentalen Maulwürfe, Ameisenbären, Flughörnchen, Katzen, Wölfe, Löwen. Kann man das als adaptive Ähnlichkeit (Anpassung an ähnliche Lebensverhältnisse) ansehen? Oder gibt ein Repertoire von Arttypen (Bauplänen), aus dem die Säuge- wie auch die Beuteltierentwicklung schöpfte? Vgl. Arthur Koestler, Der Mensch, Irrläufer der Evolution, Goldmann 1981, S.242.

6. Ein gallenbitteres Ärgernis

für den Darwinismus bzw. die Evolutionstheorie (vgl. Joachim Illies, Das Geheimnis des grünen Planeten. Umschau, Ffm 1982) sind die Pflanzengallen (Galläpfel), die Eichenbäume oder Rosensträucher als Luxuswohnungen für ihre Parasiten, Wespenlarven, auf ihren Blättern wachsen lassen. Für die Pflanze ist der Aufwand der Gallenbildung ohne erkennbaren Nutzen. Wohl aber für die Wespen bzw. die Wespeneier, die ein Wespenweibchen durch den Einstich mit ihrer Legeröhre ins Innere der Pflanze (der richtigen Pflanzenart und dort an die richtige Stelle) ablegt. Durch Absonderung der richtigen Wuchsstoffe und anderer hormoneller Reize zwingt die aus dem Ei schlüpfende Larve die Wirtspflanze zur Gallenbildung. Die Pflanze lässt Leitbündel wachsen zur Wasser- und Nährstoffzufuhr. Die Gallenkapseln der Anarkadie Duvaua werden sogar mit einem Schlupfloch versehen, deren Deckel sich rechtzeitig lösen und maßgerecht der Larve den Weg freigeben, den sie sich aus eigener Kraft nicht bahnen kann. Offensichtlich können die Larven den genetischen Code der Wirtspflanze knacken, anzapfen und manipulieren. Wie kann diese Fähigkeit zustande gekommen sein?

Der Münchener Philosoph Erich Becher verfasste 1917 ein Buch, dessen Titel seine Erklärungshypothese nennt: Die fremddienliche Zweckmäßigkeit der Pflanzengallen und die Hypothese eines überindividuellen Seelischen. Und der zeitweilig am Kölner Philosophischen Seminar lehrende Hans Driesch sprach, in seiner Philosophie des Organischen von einem wechselseitigen Angepasstsein von Pflanze und Insekt, von einer überpersonalen Ganzheit und immateriellen Werdekräften (Entelchien).

7. Zikaden als Exempel der Evolutionsforschung

(vgl. Werner Schwemmler in EuS 6 (1995)3, S.343 ff).

Die ca. 10 lange Zikade Lanternaria servillei (Laternenträger) hat am Kopf einen hohlen Resonanzkörper für ihre Schallsignalverstärkung (den hielt man früher für eine Laterne für Lichtsignale). Dieser kolbenförmige Auswuchs ist in Form und Zeichnung dem Kopf und Maul eines Krokodils (Breitschnauzenkaiman), mit dem das Insekt den Lebensraum teilt, zum Verwechseln ähnlich nachgebildet. Die überstehenden Zähne, der Lippenrand, die Nasenlöcher, die Augenhöcker, sogar der Lichtreflex auf dem Auge sind nachgeahmt. Eine Warntracht? Feinde der Zikade sind Vögel, die vor Krokodilen als ihren Fressfeinden Angst haben und womöglich vor dem Miniaturkrokodilskopf der Zikade zurückschrecken (angeborener Schlüsselreiz!). Wie kann dies zustande gekommen sein?

Ein Erklärungsansatz ist dieser: Jede Art verfügt über einen im Laufe der Phylogenese ständig angewachsenen, spezifischen Pool von normalerweise reprimierten Archegenen. Dieser archetypische Genbestand müsste sich , je weiter man ihn in der Evolution zurückverfolgt, um so ähnlicher zwischen den verschiedenen Arten darstellen. Jedes Biosystem verfügt dann  neben einem rezent aktiven Genbestand noch zusätzlich über eine aus wichtigen Stadien seiner Phylogenese zusammengestellte Archebox von Genen, die jederzeit reaktiviert werden können (durch geeignete Infrastruktur oder gezielte Umweltinformation). Säuger, die ins Wasser zurückgehen, brauchten die Stromlinienform nicht neu zu erfinden, sondern nur ihr Fischgene aktivieren. Für das Mimikryphänomen der Zikade könnte die „Wechselwirkung von interspezifischer Überspielung genetischer Fremddisketten mit intraorganischer Infrastruktur verantwortlich gemacht werden.“

Schwemmlers Resümee zum Mimikryphänomen der Zikade: „Aber wer koordiniert letztendlich auf welche Weise den intra- und interspezifischen gegenseitigen Austausch struktureller und genetischer (beim Mensche  vielleicht auch noch psychologischer) Programme zu einem derart sinnvollen Ganzen...“ Auf diese alles entscheidende Frage – so müssen wir bescheiden zugeben- haben wir keine- zumindest derzeitige – naturwissenschaftliche Antwort parat.“ (S.346)

Aber wie kommt ein Insekt an das Genprogramm des evolutiv späteren Krokodils? Und wieso enthält dieses das Programm für ein Krokodilsbild bzw. eine Art Bemalung (Oberflächengestaltung), die doch beim Krokodil gar nicht vorkommt, weil dort Zähne, Augen, Lippen als funktionierende Organe bzw. Körperteile ausgebildet werden, die dann einen Bildeindruck ergeben.

Übrigens sieht die Zikade gar nicht, wie sie aussieht. Wie hätte die allmähliche Bildherstellung getestet werden können? Wird gefressen, wird nicht gefressen? – Gibt es ein Auge, das alles sieht (z.B. den Plattfisch, der, für ihn selbst unsichtbar, das Aussehen des Meeresgrundes, über den er gleitet, auf seinem Körper nachbildet), und gibt es bei diesem Sehenden Programme der Bild- und Formherstellung, die er allen oder einigen Wesen in ihre Gene gesteckt hat, die dann ein- und ausgeschaltet werden nach Weisung des Allsehenden?

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